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Neusath im Jahr (1912) 

Neusath

Ohne Zweifel ist Neusath eine uralte Gründung, die schon vor dem Schloß ange­setzt wird. 1344 erscheint Neusath (Ncysaw. Neusan; Deutung des möglicherweise slawischen Wortes: unten am Ende wohnende Leute) erstmals in einer Ur­kunde des damaligen Besitzers der „Muracher”, die ein weitverzweigtes Geschlecht in unserem Gebiet darstellten. Es war ein Edelmannsgut ohne Hofmarksgerechtigkeit.

Wie das Schloß in alter Zeit ausgesehen hat, wissen wir nicht. Nur in der Nordostecke hat sich der untere Teil eines ehemals runden Schloßturmes erhalten, darin­nen noch die alte Wendeltreppe aus Eichenholz. Der Umbau erfolgte wahrschein­lich im 18. Jahrhundert, denn der Trakt weist Plafonds mit einfachem Stuckrahmenwerk und Rosetten auf.

Als urkundlich erste Besitzer gelten die Muhrer oder Murach zu Guteneck, wovon Konrad der Muhrer 1344 Neusan (Neusath) und dessen Bruder Heinrich Haindorf besaßen.

1488 war Otto von Murach Besitzer von Neusath. Als letzter Muracher hatte Albrecht von Murach, der Ältere zu Guteneck, Erbgeschenk in Niederbayern, Neusath in Besitz. Dieser Albrecht von Murach verkaufte Neusath 1576 an Paul Spies. Von der Witwe, Frau Elisabeth Spies, geb. Pilger, ging Neusath 1603 durch Kauf an Ludwig von Scharfenberg über. Dieser vermachte Neusath testamentarisch seiner Nichte Maria Elisabeth Fuchs von Lemnitz. Da diese ledig war und unvermählt verstarb, ging Neusath ebenfalls gemäß Testament in den Besitz ihrer Schwester Maria Ursula von Fuchs über.

Diese heiratete Christoph Heinrich Meichsner von Allkofen aus Chammünster (1652), wodurch Neusath nun in den Besitz der Meichsner kam. Dessen Sohn, Wolf Christoph Ludwig von Meichsner übernahm das Gut 1693. Sein Sohn Chri­stoph Adam Bernhard von Meichsner wurde 1737 Besitznachfolger von Neusath. Ihm folgte durch Kauf 1774 seine Tochter Maria Rosa von Nabburg Gebäude und Gelände und vollzog im Rahmen der Fleischbergsanierung den Abbruch. Zum Schloß gehören auch ein Schloßpark und eine Schloßwirtschaft.

Rechts am Eingang stand das 1956 abgebrochene Jäger- und Försterhäuschen, in dem die jeweiligen Förster und in drei Generationen die Gutsverwalter Haller wohnten. 1840 wurde hier Michael Haller, der später berühmte Kirchenkomponist geboren.

Um die Wende des 18. Jahrhunderts war Neusath die kleinste selbständige Ge­meinde in Bayern. Dr. Karl Bruno Hans Reisner, Freiherr von I.ichtenstern war damals viele Jahre Bürgermeister und wurde dann zum Ehrenbürger ernannt.

1947 hat sich die Gemeinde Neusath „freiwillig der Gemeinde Diendorf angeschlossen. Bei der Gemeindegebietsreform 1974 fiel die Gemeinde Diendorf zur Stadt Nabburg.

Das Schloß war bis in unsere Zeit der Hauptarbeitgeber für das ganze Dorf. Dies hat sich wesentlich geändert und neben einigen selbständigen Landwirten sind die Neusather heute Pendler und arbeiten in den verschiedensten Be­trieben der Umgebung.

Das Dorf hat sein Gesicht Wesentlich geändert. 1965 wurde im Rah­men der Flurbereinigung eine neue Dorfkapelle errichtet. Ein einfacher Bau mit Dachreiterglockenturm.

Seither entwickelt sich Neusath mehr und mehr zu einer ausgespro­chenen Wohnsiedlung.

1997 wurde das Baugebiet „Schloßpark” erschlossen. 

Schloss

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Schloß Neusath

 

Die Dorfkapelle

Die Neusather Dorfkapelle besaß einen Vorgängerbau, an dessen Stelle 1965 ein Neubau errichtet wurde. Ein einfacher Rechteckbau mit Satteldach und Dachrei­ter. Das Presbyterium erhält viel Licht durch zwei große, bis zum Boden reichende Fenster. Ein schlichter Altar, eine flache Holzdecke und Holzbänke bestim­men den Innenraum. An der nördlichen Eingangsaußenwand, rechts und links vom Portal, dienen zwei Marmortafeln der Erinnerung.

Rechts die Gedenktafel des großen Sohnes Neusaths, Michael Haller (1840-1915) des Kanonikus und großen Kirchenmusikers.

Links die Gedenktafel der in den beiden Weltkriegen Gefallenen aus der Gemeinde Neusath:

1914-1918: Paulus Franz, Lehner Jakob, Gassner Josef, Fleischmann Leonhard, Johann Simon, Haselhof.

1939-1945: Maier Johann, Winter Johann, Hausmann Georg, Maier Georg, Schmidt Xaver, Schmaus Josef, Monat Xaver, Wilhelm M., Stöckl Sebastian, Stöckl Jo­hann, Siiß Johann, Perschen.

      

       1413

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Sohn Neusaths: Michael Haller

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Neusath hat eine große Persönlichkeit hervorgebracht. Am 13. Januar 1840 wurde in Neusath der bedeutendste Kirchenmusiker der Neuzeit ge

bore

n: Michael Haller. Seine Stationen: Volksschule in Perschen, Studium in Metten, 1864 Priesterweihe in Regensburg, Präfekt an der Dompräbende, 1867 Inspektor am Stu

dienseminar bei der Alten Kapelle, 1874 Lehrer an der Kirchenmusikschule in Regensburg; gestorben am 4. Januar 1915 in Regensburg. 

Sein Werk:

Insgesamt 113 Op.-Zahlen und einige Kompositionen ohne Nummer.

  1. Messen und Kirchengesänge
  2. Weltliche Chöre, Lieder und Singspiele
  3. Theoretische Werke, z. B. Kompositionslehre für polyphonen Kirchengesang.

 

Bedeutung: Haller wird vielfach der „Palestrina des 19. Jahrhunderts bezeich­net. Seine Messen werden heute noch in ziemlich allen Kirchen des Bistums Re­gensburg und darüber hinaus gesungen.

 

 

 

 

Die Schloßkapelle

Sie ist der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht; ein einfacher, flachgedeckter Rechteck­raum. 1849 ließ Karl Franz Reisner Freiherr von Lichtenstern die Kapelle umbauen und so verzieren, wie man sie heute noch sehen kann. Der Hochaltar ist ein bescheidener Aufbau mit zwei Säulen und seitlichen Ranken. Das Altarblatt zeigt die Heilige Dreifaltigkeit mit dem Wappen der Lichtenstern, gezeichnet: IH 1846. Interessant ist der in der Schloßkapelle am 1. Mai 1739 von den Eltern Franz und Anna von Lichtenstern für ihre verstorbenen Kinder errichtete Grabstein mit den folgenden Inschriften:

Maria Eva Rosina Josepha                                  - 23. September 171 1

Joseph Masthaeus                                           - 21. Januar 1717

Franz Ludwig Joseph Alois                                - 25. April 1719

Maria Anna Katharina Aloysia Josepha                 - 16. Mai 1719

Carl Joseph Franz Alois                                     - 24. März 1726

 

Das Hüthaus in Neusath

 1762 wird in Neusath urkundlich ein Hüthaus erwähnt. Wie auch an­derswo wohnte hier in früher Zeit die Familie des „Heida” (Viehhirte). In den 30er/40er Jahren hatte sich dann hier der Junggeselle „Mirs'n-Hans, ein Oberpfälzer Orginal” (er kam aus Trefnitz), mit seiner Schwester, „Resl” einquartiert. Der Mirs'n-Hans ging alles zu Fuß nach Nabburg und besuchte öfters die „Kurz'n-Bärbl, eine ältere Frau die in der Bachgasse beim Rittmeyer wohnte. Wenn die Kinder ihn sahen bettelten Sie: „Hans, sing' uns a' Liedl", und er sang!

Nach dem Tod des Mirs'n-Hans kam der „Großknecht” des Edelmannsbauern von Perschen, Hans Schmidbauer (1899-1985), in das Hüthaus von Neusath. Wenige Wochen vor seinem Tod erzählte der „Hansl" noch eine spannende Ge­schicke, wie es ihm all' die Jahre vom „Oxnboum” bis zum Klein- und Groß­knecht auf dem Edelmannshof in Perschen ergangen ist.

Von 1985 bis 1995 stand das Haus leer, und man hatte wenig Hoffnung, dieses denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten.

Aber seit 1997 wird das Haus von einer jungen gebürtigen Neusatherin und ih­rem Ehemann nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert.

Huethaus   16

 

 

 

 

 

 

 

Der Kalvarienberg in Neusath

Die bildende Kunst hat mit Vorliebe im Mittelalter Szenen aus der Passion in Bildern und Reliefs dargestellt.19

So wurde auch der Leidensweg Christi vom Hause des Pilatus bis Kalvari in be­stimmte Vorgänge aufgeteilt und in Ge­mälden, Plastiken und Reliefs für Kir­chen und Kapellen dargestellt.

Mit der Zeit entstand der Kreuzweg mit seinen 14 Stationen, den man nun nicht mehr allein in den Kirchen und Kapel­len, sondern auch im Freien errichtete. Da immer das Gedenken an Kalvari am aufsteigenden Hang eines Hügels oder Berges angelegt wurde, erhielt der Ort meist den Namen Kalvarienberg.

Unsere Vorfahren haben im Jahre 1847 beschlossen, in Neusath, auf dem soge­nannten „Hos'nbierl, einen Kreuzweg zu errichten; ob vorher schon eine Ka­pelle bestanden hat, kann nicht mit Sicherheit belegt werden. Die jetzige Kapelle wurde nach einem Plan, der noch im Staatsarchiv Amberg aufliegt im Jahre 1847 gebaut.

Vom gleichen Archiv stammt auch eine Liste über die Spender der einzelnen Sta­tionen:

I .+ II.                        Station:Die Gutsherrschaft,

III. Station:                 Michl Stöckl, Schneider von Neusath.

IV. Station:                 Joseph Schrott, Bauer von Neusath,

V. Station:                  Johann Lobinger und Bauer von Namsenbach.

VI. Station:                 Michl Zimmermann und Adam Ziegler von dort.

VII. Station:                Johann Schwarz und Konrad Zimmermann von dort,

VIII. Station:               Johann Baumen, Tauchersdorf und Matthias Baumann von Ecken­dorf,

IV. Station:                 Josef Schmitt von Neusath,

X. Station:                   Georg Meier, Bauer von dort,

XI. Station:                  Martin Meier, Bauer von dort,

XII. Station:                 Peter Dausch und Lorenz Bauer von dort,

XIII. Station:                Josef Zenger und Michael Kiener von Wiesensüß,

XIV. Station:                Michael Baumer und Jakob Meier von dort.

Bei dem unter der XII. Station genannten Peter Dausch handelt es sich um den Erbauer der Krenzwegstationen.

1872, also bereits nach 25 Jahren, wurden der Kreuzweg und die Kreuze erneuert und der Kreuzweg durch einen Pater des Franziskanerklosters Pfreimd geweiht. Der damalige Bürgermeister von Neusath, Dr. Karl Bruno Reisner Freiherr von Lichtenstern, stellte am 19. Mai 1900 erneut einen Antrag an das Bischöfliche Ordinariat auf Weihe der Kreuzwegstationen. Er begründete diesen Antrag damit, daß die im Jahre 1872 angebrachten Holzkreuze so verwittert gewesen seien, daß man sie durch Eisenkreuze ersetzt habe. Dem Antrag wurde stattgegeben. Am 8. Juli 1900 erfolgte die neuerliche Weihe durch Pater Ambros Götzelmann aus dem Franziskanerkloster Pfreimd.

In den fünfziger Jahren unternahm man wiederum eine Renovierung der Kreuzwegstationen: die Stationsbilder malte damals auf Zinkblech der Nabburger Andreas Kaergl (1890-1980).

1970 wurden abermals von den Neusather Ortsbewohnern Renovierungsarbeiten getätigt, das Dach der Kapelle erneuert, der schadhafte Putz ausgebessert und der gesamte Kapellentrakt trockengelegt. Aus den vier Neusather Ortsvereinen (Freiwillige Feuerwehr, Schützen, Gartenbau und Schnupfer) bildete sich im Frühjahr 1983 ein Arbeitskreis unter dem Vorsitz von Dionys Ringlstetter und Kassier Michael Duschner. Zahlreiche Spenden und viele Arbeitsstunden in Eigenlei­stung waren aufzubringen, um den Kreuzweg wieder instandzusetzen.

Folgende Arbeiten sind ausgeführt worden:

  • Die Stationssteine wurden gereinigt und je nach Bedarf restauriert.
  • Die alten Holzkreuze an den Stationen sind durch neue Eisenkreuze ersetzt worden.
  • Die 14 Stationsbilder wurden neu auf Kupferblech gemalt, verglast und versie­gelt.
  • An der Kapelle wurden umfangreiche Putzausbesserungen vorgenommen: in­nen und außen wurde neu getüncht.
  • Die Fenster sind erneuert und neu verglast worden.
  • Die Eingangstüre wurde restauriert und mit einem Lüftungsflügel versehen.
  • Der innere hölzerne Abschluß ist durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt worden.
  • Die gestohlene hölzerne Christusfigur in der Altarnische wurde durch eine Stein­figur ersetzt.
  • Der Vorplatz ist neu gepflastert und die gesamte Anlage abschließend gesäu­bert worden.

Die 14 Stationsbilder und die Christusfigur in der Altarnische fertigte der Maler und Steinbildhauer Rolf Sattler aus Pfreimd (1917-1985). Die erneute Weihe der Stationen und der Kapelle in Neusath fand am 28. Oktober 1984 durch H. H. Stadtpfarrer Alfons Rösl aus Nabburg statt.

1998 wurde durch Neusather Ortsbewohner die Kapelle durch neue Drainagen trocken gelegt, der gesamte Außenputz abgeschlagen und durch Sanierputz er­neuert sowie neu getüncht.

 

 

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 Seb. Schmidbauer beim Bau der Ortskapelle 

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  Dionys Ringelstetter, ein Neusather Orginal

 

 

 

 

 

 

 

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